Grüne Kreistagsfraktion im Domherrenhaus

Die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen besuchte gemeinsam mit Jörg Rohrbeck, dem stellvertretenden Ortsvorsteher von Neddenaverbergen, das Domherrenhaus, um sich von Frauke Müller, der Leiterin des Domherrenhauses, und der Kreisarchäologin Nadja Lüdemann insbesondere die Funde der altsteinzeitlichen Fundstelle Lehringen zeigen zu lassen.

Anlass war die Aussage des niedersächsischen Kultur- und Wissenschaftsministers Falko Mohrs Ende Februar in Verden: „120. 000 Jahre Klimawandel im Vergleich zu 120 Jahren menschengemachten Klimawandels“ (s. V.A.Z. vom 21.2.2024). 

Vor mehr als 75 Jahren wurden 1948 bei Abbauarbeiten in einer Mergelgrube in Lehringen etwa 120.000 Jahre alte, auffallend große Knochen eines Waldelefanten aus der Eem-Warmzeit (Warmzeit innerhalb der letzten Kälte-Periode) freigelegt. Als zusätzliche Sensation steckte zwischen zwei Rippen eine gut erhaltene, mehr als zwei Meter lange Eibenholzlanze, die auch als Speer gedient haben könnte. Diese Jahrhundertfundstelle wurde trotz bescheidener Mittel in den frühen Nachkriegsjahren sorgfältig erfasst und geborgen, ist aber neben einer Katalogisierung in den 1980er Jahren und einiger wissenschaftlicher Betrachtungen bis heute nicht umfassend untersucht worden.

„Die klimaschädlichen Emissionen, die wir Menschen seit Beginn der Industrialisierung in übergroßem Maße verursachen, beschleunigen die globale Erhitzung. Im Domherrenhaus bekommen wir einen Einblick, wie der Neandertaler vor 120.000 Jahren in einer klimatischen Warmphase hier im Landkreis Verden gelebt hat “, zeigte sich Fraktionsvorsitzender Lennart Quiring begeistert.

Mit dem weiteren Abbau von Mergel als notwendigem Dünger in der Nachkriegszeit veränderte sich die Seenlandschaft in Lehringen mit der nachteiligen Folge, dass die damalige Fundstelle nur noch schwer lokalisiert werden kann, um heute weitere erfolgversprechende Recherchen vor Ort mit modernen Möglichkeiten vorzunehmen.

So zeigte sich die Leiterin des Domherrenhauses, Frauke Müller, auch erfreut, mit Jörg Rohrbeck einen lokalen Ansprechpartner zu haben, der aus seiner zwischen Lehringen und Neddenaverbergen verbrachten Kindheit berichten konnte. Sein Vater könne über die Zeit des Fundes und auch über die genauere Örtlichkeit sogar noch näher Auskunft geben.

Frank-Peter Seemann stellte in diesem Zusammenhang fest, dass die internationale Bedeutung und das Alleinstellungsmerkmal der Funde zweifelsfrei feststehen und für die wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung vor allem auch die Informationen von noch lebenden Zeitzeugen der Fundsituation grundlegend sei.

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