Maßnahmen gegen die Hochwasserdemenz

Melanie Winter-Lücking vom Fachdienst 70 (Wasser, Abfall und Naturschutz) des Landkreises Verden war kürzlich zu Gast bei der Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.
Im Q-Café auf dem Biohof Böse-Hartje in Thedinghausen-Eißel stellt sich Frau Winter-Lücking vor und berichtet sehr anschaulich über die Arbeit des Fachdienstes mit Blick auf den Deichschutz, den operativen Hochwasserschutz und das jüngste Hochwasser im Kreisgebiet. Sie schildert ausführlich die komplexe Arbeit im Lagestab, der Technischen
Einsatzleitung (TEL) und die Zusammenarbeit mit den verschiedenen beteiligten Institutionen sowie den ehrenamtlichen Kräften. Für die Deiche an Aller, Weser und Wümme war die Höhe des Hochwassers unproblematisch dafür aber die lange Dauer. Es entstanden Sickerwasser Austritte, die zum Schutz der Deiche mit engmaschigen Kontrollgängen und nach Bedarf durch Sicherungen mit Sandsäcken begleitet wurden.
Das letzte Weserhochwasser liegt über 10 Jahre zurück – ein langer Zeitraum in dem vieles in Vergessenheit gerät – und viele jüngere Menschen noch kein Hochwasser bewusst erlebt haben. Frau Winter-Lücking spricht hier zutreffend von „Hochwasserdemenz”. Die Deiche an Weser, Aller und auch der Wümme sind auf ein sogenanntes 100-jähriges Hochwasserereignis ausgelegt (Bemessungswasserstand 60 cm unter der Deichkrone). Das jetzige Hochwasser ist eher als 20-40jähriges Hochwasserereignis einzustufen und noch deutlich unter dem Wasserdurchfluss in den Jahren 1881 und 1946 geblieben. Es bleibt die Frage, ob es durch den Klimawandel zu einer Häufung von Hochwassersituationen kommt.
Dem Deichschutz misst sie eine sehr, sehr große Bedeutung zu. Hier ist die regelmäßige Planung und Pflege wichtig, die durch die Deichschauen kontrolliert und begleitet wird.
Frank-Peter Seemann fragt in diesem Zusammenhang nach der Möglichkeit, Deiche – wie an der Nordsee nicht unüblich – ausnahmsweise als Spazierwege begehen zu dürfen. Im Projekt Allervielfalt spiele auch der touristische Aspekt eine Rolle und könnte mit erhöhten Spazierwegen, ggf. auf einem Teilabschnitt zwischen der Südbrücke und der K14 aufgewertet werden. Frau Winter-Lücking weist hierzu insbesondere auf das Nutzungsverbot lt. Deichgesetz hin. Eine Befreiung des Nutzungsverbots durch die Deichbehörde ist möglich, wenn angemessene Anlagen zum Schutz der Deiche (z. B. befestigte Wege) vorhanden sind. Für diese Anlagen ist die Baulast sowie die Verkehrssicherungspflicht, die nicht von den Deichverbänden übernommen werden kann, sichzustellen.
In gesicherten Überschwemmungsgebieten sind in den Wintermonaten alle beweglichen Sachen, z.B. Rundballen, Hütten, Hochsitze, Wohnwagen, aus dem Gebiet zu entfernen, damit nicht noch mehr Treibgut entstehen kann. Es sind auch weiter Dinge geplant, die nach den aktuellen Erfahrungen noch optimiert werden können. Die Kommunikationsketten sollen ausgebaut und dokumentiert werden, Maßnahmen- und Gefahrenabwehrpläne sollten neu erstellt werden.
Als Fazit teilt Frau Winter-Lücking mit, dass das diesjährige Hochwasser zwar einegroße Herausforderung war, aber dennoch alles gut geklappt habe. Die Fraktion versichert, die Arbeit des Fachdienstes 70 bei Kreistagsbeschlüssen weiterhin zu unterstützen.

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