GRÜNE im Moor

Ausgestattet mit Wanderschuhen, Kameras aber vor allem großer Neugier und viel Interesse haben wir uns vom Ortsverband (OV) der GRÜNEN am Rande des Verdenermoors getroffen und die angrenzenden Flächen erkundet. Begleitet wurden wir dabei dankenswerter weise von Sylke Bischoff vom NABU.

Hintergrund
Nach der Kommunalwahl im Herbst haben wir uns im OV unser eigenes Wahlprogramm noch einmal vorgenommen und Themenschwerpunkte herausgesucht, die uns besonders wichtig sind. Der Schutz von Wald und Moor steht dabei auf der Liste der wichtigsten Dinge für unsere Tätigkeit als grüner Ortsverband. Wir haben uns vorgenommen, hier in eine konstruktive und produktive Arbeit zu kommen und wichtige Impulse für den Naturschutz in unserer Gemeinde zu setzten. Doch wie will man derartige Vorhaben angehen, ohne sich ein Bild vor Ort gemacht zu haben? Und so haben sich am Samstag 16 Menschen am Rande des Naturschutzgebietes Verdenermoor im Osten der Gemeinde getroffen, um nicht nur das Moor zu sehen, sondern auch um diese Fragestellung zu erörtern.

Gruppenfoto nach der Wanderung (nicht alle Anwesenden sind abgebildet)

Die Wanderung
Gestartet sind wir in Goldborn direkt am Rand des NSG. Wir sind dann eine Runde von ca. 4 km Länge in Richtung Kükenmoor und zurück gelaufen. Die von Sylke Bischoff vorgeschlagene Runde hat uns über den Krusen-Damm und entlang des Verdenmoorgrabens bis an die Rückseite der Wildgehege nahe des Spielplatzes Moorkieker geführt.
Das Besondere an diesen Flächen ist, dass sie zwar – ähnlich wie das Naturschutzgebiet – ein Moor sind, aber heute noch konventionell bewirtschaftet werden dürfen. Uns so konnten wir gleich mehrfach Traktoren beobachten, die Gülle auf die tief liegenden, flachen Grasflächen ausbrachten, um so den Boden für eine reichere Heuernte im Sommer zu düngen. Dabei fiel schnell auf, dass ein Großteil der Wiesen sehr monoton angesäte Grasflächen mit einheitlichem Wuchs sind, und keinerlei Wildkräuter vorhanden sind, die für eine gewisse Biodiversität stehen. Die Flächen stehen ganz klar im Zeichen der ertragreichen Bewirtschaftung. Aber uns ist ebenfalls aufgefallen, dass sich die Landwirte beim Ausbringen der Gülle an die geforderten Abstände zu den Gewässern halten, und so wird die Gülle nur bis zu 2 m an die Böschungskante der Gräben ausgebracht.
Was uns allen sofort aufgefallen war, ist die Tatsache, dass die Wiesen teils bis zu 1 m tiefer als Wege und noch vorhandene Moorstücke sind. Dies liegt – so die einhellige Meinung – an gleich mehreren Faktoren. Zum einen hat der Torfabbau seine Spuren hinterlassen, zum anderen führt die stätige Entwässerung der Flächen über die vielen Gräben zu einem Absacken und Mineralisieren der Böden. Die Folge ist die Schwächung des Moores.

Neben dem früheren Torfabbau und dem Klimawandel mit den in den letzten Jahren immer deutlicheren Auswirkungen trägt auch die Trinkwasserförderung im Wasserwerk Langenberg des Trinkwasserbandes Verden als ein wesentlicher Faktor zur Grundwasserabsenkung bei. 
Die bewilligte Fördermenge beträgt 6,5 Millionen qm/Jahr. Die tatsächliche Förderung über vier Förderbrunnen beläuft sich im Zehn-Jahres-Schnitt auf 2,47 Millionen qm/Jahr. Die Größe des gesamten Wasserschutzgebiets beträgt 2.600 ha und erstreckt sich damit weit über Kükenmoor, Goldborn und Verdenermoor hinaus. 

Die Bedeutung des Moores und mögliche Maßnahmen
Moorflächen sind für den Umweltschutz unerlässlich. Sie bieten etlichen Pflanzen und Tieren einen wichtigen Lebensraum und binden darüber hinaus große Mengen an CO2. Der Erhalt von Mooren ist damit ein zentrales Anliegen in Naturschutzfragen. Das Naturschutzgebiet Verdenermoor ist mit seinen rund 91 ha Größe ein guter Anfang. Doch auch die angrenzenden Flächen können einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und der Artenvielfalt beitragen. Und so sprachen wir auf der Wanderung über die vielfältigen Möglichkeiten.
Wichtig wäre es beispielsweise, das Wasser länger in den Flächen zu halten. Ein Verlangsamen des Wasserabflusses hätte gleich mehrere positive Effekte: Das Moor würde langsamer trocken fallen, die Grundwasserspiegel – die auch für die Landwirtschaft zur Bewässerung im Sommer von zentraler Bedeutung sind – würden geschont werden und Überschwemmungsrisiken an den größeren Gewässern würden reduziert werden. Ganz nebenbei würden große Ziele für Umweltschutz erreicht werden.
Und so wurde herzlich auch über teils auch unkonventionelle Lösungen und Ansätze für das Verlangsamen des Wasserabflusses debattiert. Auch eine Wiedervernässung der Flächen, ein Ankauf von Flächen durch ein mögliche Stiftung zum Erhalt der aufgekauften Flächen für den Umweltschutz wurde erörtert.
Ideen gab es viele, doch eines war eigentlich immer klar: Derartige Vorhaben funktionieren nur, wenn man die betroffenen Flächeneigentümer*innen, Anwohner*innen mit an Bord hat. Derartige Projekte lassen sich nicht gegen, sondern nur mit der Unterstützung der Betroffenen umsetzten.

Und wie geht es weiter?
Wir werden die Eindrücke sammeln und in den kommenden OV-Sitzungen darüber beraten, was man tun kann, um Natur und Landschaft in unserer Gemeinde besser zu schützen und auch versuchen herauszufinden, in welchen Flächen vielleicht noch Schutzpotential steckt. Und bei einem waren wir uns auch einig: Das wird nicht die letzte Wanderung des Ortsverbandes in der Gemeinde gewesen sein!

Wir danken Sylke Bischoff ganz herzlich für die Teilnahme, Führung und ihre fachkundige Unterstützung!

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